Jungfernfahrt

M/S COLOR FANTASY

Reisebericht


Der normale Fahrplan für die Verbindung Oslo - Kiel - Oslo besagt, daß die Abfahrt in beiden Häfen um 14:00 Uhr erfolgen soll, die Ankunft am nächsten Morgen um 9:30 Uhr. Die Color Fantasy fuhr auf ihrer Jungfernfahrt jedoch nach einem Sonderfahrplan. Wegen der Taufzeremonie in Oslo wurde die Abfahrt um 2,5 Stunden nach hinten gelegt. Laut Programmheft zur Jungfernfahrt sollte M/S Color Fantasy dann am 11. Dezember 2004 um 12:00 Uhr in Kiel eintreffen. Gegenüber einer normalen Fahrt sollte nur ein verkürzter Aufenthalt in Kiel erfolgen, die Abfahrt war bereits wieder für 14:30 Uhr geplant, also nur noch eine halbe Stunde hinter dem normalen Fahrplan zurück. Die Ausgabe der Bordkarten im Norwegenterminal sollte ab 12:30 Uhr möglich sein, die Einschiffung ab 13:30 Uhr.

Wie im Bericht zur Einlaufparade von M/S Color Fantasy nachzulesen ist, traf das Schiff aus Oslo mit 90 Minuten Verspätung, also um 13:30 Uhr, in Kiel ein. Zu diesem Zeitpunkt sollte bereits die Einschiffung der Fahrgäste beginnen, die die Jungfernfahrt ab Kiel gebucht hatten. Nachdem ich das Einlaufen des Schiffes in Höhe des RoRo-Terminals 27 selbst verfolgt hatte, machte ich mich auf dem Weg zum Norwegenterminal, wo ich gegen 14:00 Uhr eintraf. Auf dem Weg zum Terminal wiesen Informationsschilder darauf hin, daß das Norwegenterminal nur mit gültiger Fahrkarte zur Jungfernfahrt betreten werden könne. Auch Besichtigungen während des kurzen Aufenthaltes in Kiel waren nicht möglich. In der Tat erfolgte die Kontrolle der Fahrkarten bereits vor dem Eingang zum Terminal. Bei der Ausgabe der Reisedokumente im Terminal wurde darauf hingewiesen, daß sich aufgrund der verspäteten Ankunft auch die Abfahrt und das Boarding verzögern werde. Zunächst wurde als Zeitpunkt für die Einschiffung 14:30 Uhr genannt, dann 15:00 Uhr, um 15:15 Uhr war es dann wirklich soweit. Die meisten Fahrgäste steigerten bis dahin mit mindestens einem Glas Champagner ihre Vorfreude auf die Reise. Die Reisedokumente umfaßten neben der Bordkarte und einem Schiffsguide zur besseren Orientierung auch ein namentlich ausgestelltes Faltblatt mit dem Programmablauf der Jungfernreise, auf dem die Tischnummer für die Abendveranstaltungen im Grand Buffet Restaurant notiert war. Weiterhin fanden sich in den Unterlagen diverse Vouchers für die in der Jungfernreise eingeschlossenen Leistungen. Dies waren im einzelnen: Begrüßungscocktail, Galamenü am ersten Abend, Kaffee im Anschluß an das Galamenü, verbilligter Einkauf im Duty-Free-Shop auf der Hinfahrt, Frühstücksbüffet auf der Hinfahrt, Stadtrundfahrt in Oslo (sofern zusätzlich im Voraus gebucht), verbilligter Einkauf im Duty-Free-Shop auf der Rückfahrt, Skandinavisches Buffet  am zweiten Abend und Frühstücksbüffet auf der Rückfahrt. Zu den Vouchers sei gesagt, daß mit Ausnahme der Exemplare für die Stadtrundfahrt und den Duty-Free-Shop im Verlauf der Reise nie jemand diese Gutscheine sehen wollte. In der Regel wurde am Eingang der Restaurants nur das Faltblatt mit der Tischnummer kontrolliert.

Der Zugang zum Schiff erfolgt über das Deck 7. Der Eingang befindet sich in Höhe des vorderen Treppenhauses und mündet gegenüber der Rezeption direkt in die Fantasy Promenade. Da sich meine Kabine 11-706A im letzten Drittel des Schiffes befindet, bietet sich gleich die Gelegenheit auf dem Weg zum hinteren Treppenhaus die Fantasy Promenade zu durchqueren und in Augenschein zu nehmen. In der Realität macht das 160 Meter lange und drei Decks hohe Herzstück des Schiffes einen noch wesentlich imposanteren Eindruck, als man dies aufgrund von vorab veröffentlichten Fotos und Zeichnungen hätte erwarten können. In hinteren Treppenhaus bringen gläserne Fahrstühle die Passagiere zu den Kabinendecks. Meine Kabine liegt auf Deck 11, dies ist zugleich das höchste Kabinendeck. Bei Kabine 11-706A handelt es sich um eine 3-Sterne-Außenkabine, eingerichtet mit einem Bett, sowie einem Sofa, das in ein weiteres Bett umgewandelt werden kann. Bei Bedarf kann die Kapazität um zwei weitere Betten aufgestockt werden. Diese zusätzlichen Betten sind geschickt in der Kabinendecke versteckt. Ein WC mit Dusche gehört ebenso zum Standard wie ein Fön, Farb-TV mit Informationssystem und Minibar. Die Minibar ist auf normalen Passagen bei 3-Sterne-Kabinen nicht im Fahrpreis inbegriffen. Die Kabine ist geschmackvoll, aber nicht übermäßig luxuriös ausgestattet. Auffällig ist der sehr geringe Stauraum für Kleidung. Schränke sucht man komplett vergeblich, stattdessen gibt es nur ein Bord und eine Kleiderstange. Man sollte meinen, daß auf einer relativ kurzen Überfahrt von 20 Stunden bzw. der doppelten Fahrzeit bei sofortiger Rückfahrt (Mini-Cruise) auch nicht so sehr viel Stauraum benötigt wird. Dies steht allerdings in krassem Widerspruch zu den Beobachtungen beim Einsteigen: Fast jeder der Passagiere schleppt große Mengen an Gepäck mit an Bord. Da in den großen Restaurants zwar keine Abendkleidung zwingend vorgeschrieben ist, jedoch gerne gesehen wird (nicht nur auf Jungfernfahrten), leuchtet das umfangreichere Gepäck der meisten Passagiere ein. So gesehen scheint der Stauraum in der Kabine doch unterdimensioniert zu sein.

Um 16:10 Uhr erfolgte dann die Abfahrt, das bedeutet gegenüber der ursprünglichen Planung eine Verspätung von 1 Stunde und 40 Minuten. Inzwischen war bereits die Nachmittagsdämmerung hereingebrochen, und das Schiff verließ Kiel im letzten Tageslicht. Die Sicht war noch immer auf Waschküchenniveau. Wie beim Einlaufen wurde M/S Color Fantasy auch beim Auslaufen von mehreren kleineren Schiffen begleitet, allerdings weniger als am Vormittag. Auch die Zuschauerresonanz am Ufer hatte gegenüber dem Einlaufen abgenommen, was angesichts des schattigen Wetters und dem Einbruch der Dunkelheit auch nicht verwundern durfte. Bei den Gästen der Jungfernfahrt stieß das Ablegemanöver in Kiel nicht auf gesteigertes Interesse, denn die Gäste auf den Freidecks konnte man an einer Hand abzählen. Beim Passieren des Kieler Leuchtturms gegen 17:00 Uhr war die Dunkelheit komplett eingebrochen. Eigentlich sollte schon um 16:15 Uhr für die Gäste der Jungfernfahrt ab Kiel die Begrüßung durch den Kapitän mit anschließendem Show-Programm in der Fantasy Lounge stattfinden. Aufgrund der verspäteten Abfahrt war dieser Termin aber nicht mehr zu halten. Bereits in den beim Check-In ausgehändigten Reiseunterlagen befand sich eine Notiz, die über eine Verlegung der Veranstaltung auf 22:00 Uhr informierte.

Somit war der nächste offizielle Programmpunkt um 18:00 Uhr das Gala-Dinner im Grand Buffet Restaurant. Eine Tischreservierung für diese Veranstaltung war bereits vorgenommen, die Tischnummer dem Deckblatt des Reiseprogramms zu entnehmen. Das Grand Buffet Restaurant ist mit 700 Sitzplätzen die größte gastronomische Einrichtung an Bord. Für ein Buffet-Restaurant ist es außerordentlich pompös eingerichtet. Geboten wurde an diesem ersten Abend jedoch kein Buffet, sondern ein Vier-Gänge-Menü (Räucher-Bressehähnchen, Kalter gebratener Seeteufel, Im Ganzen gebratener Milchkalbrücken, Schokolade Chibboust). Den einzelnen Gängen wurde dabei sehr viel Zeit eingeräumt, so daß sich das gesamte Dinner mit abschließendem Cognac oder Likör über fast vier Stunden erstreckte. Alle zum Dinner gereichten Getränke gehörten zum Leistungsumfang der Jungfernreise und brauchten nicht extra bezahlt zu werden. Während des Gala-Dinners wurde die außergewöhnliche Laufruhe des Schiffes besonders deutlich. Es waren nicht die geringsten Fahrgeräusche oder Schiffsbewegungen zu spüren. Die Blumen auf den Tischen und die Getränke in den Gläsern verzeichneten nicht die geringste Bewegung, so daß man nicht den Eindruck hatte, sich überhaupt auf einem Schiff zu befinden. Um 20:45 Uhr passierte M/S Color Fantasy die Store Bælt-Brücke über den Großen Belt. Die Durchfahrt unter der hell erleuchteten Brücke war auch durch die Fenster des Grand Buffet Restaurants eindeutig auszumachen. Da das Schiff im normalen Fahrplan von Kiel bis zur Brücke ziemlich genau 4:30 Stunden benötigt, wird deutlich, daß sich die Verspätung bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht reduziert hatte.

Nach dem Gala-Dinner ging es gegen 22:00 Uhr nahtlos weiter mit der bereits für nachmittags geplanten Showtime in der Fantasy Lounge. Am Eingang zur Show Lounge erfolgte die persönliche Begrüßung der Passagiere durch den Kapitän Olav Berger. Anschließend erfolgte ein ca. einstündiges Showprogramm bunt gemischt mit Musik-, Tanz- und Varieté, das der Jahreszeit passend vorweihnachtlich gefärbt war. Die Sitzplätze in der Show Lounge sind terrassenförmig angeordnet und garantieren somit von jedem Winkel des Raumes sehr gute Sichtmöglichkeit auf die Bühne. Während der Show konnten sich die Zuschauer von der umfangreichen akustischen Ausrüstung der Lounge sowie der ausgefeilten Bühnentechnik überzeugen. Insbesondere die höhenverstellbare Bühne wurde für überraschende Show-Effekte genutzt. Besonders bekannte Persönlichkeiten traten im Rahmen der Show nicht auf. Man verfolgte bewußt das Motto: Das Schiff ist der Star.

 

Um 23:00 Uhr endete das offizielle Programm dieses Tages, alle Salons, Bars und Restaurants standen den Gästen jedoch weiterhin zur Verfügung. So hatte man beispielsweise die Möglichkeit, im Tower Night Club, in der Observation Lounge oder auch im Casino die Nachtruhe zu verkürzen.

 

Als am nächsten Morgen ab 7:00 Uhr im Grand Buffet Restaurant auf Deck 6 das Frühstücksbüffet serviert wurde, hatte M/S Color Fantasy den Oslofjord längst erreicht. Das Wetter war gegenüber der Abfahrt in Kiel nicht wiederzuerkennen, und die aufgehende Sonne tauchte die Szenerie in goldgelbes Licht. Es wird deutlich, daß die Faszination der Fantasy Cruise zu einem Großteil durch das Ambiente des Schiffes selbst hervorgerufen wird, daß aber auch der Reiz der Landschaft links und rechts der Reling dieser Reise ihren besonderen Stempel aufdrückt. Dies gilt insbesondere für den Oslofjord, der sich bis Oslo immer mehr verjüngt. Immer häufiger bahnt sich das gewaltige Schiff im Zickzack-Kurs den Weg durch die Schären entlang der schmalen Fahrrinne. Es bleibt festzuhalten, daß einem Großteil der Fahrgäste dieser Anblick verborgen bleibt, denn die Freidecks und auch die Observation Lounge mit Ausblick vom Feinsten hat man fast für sich allein. Erst als um 10:00 Uhr, der fahrplanmäßigen Ankunft in Oslo, verkündet wird, daß mit einem Eintreffen in Oslo erst mit 60 Minuten Verspätung zu rechnen sei, wird es allmählich wieder lebhafter auf dem Schiff. Gegen 10:45 Uhr taucht am Horizont das für Oslo so charakteristische rote Rathaus auf. M/S Color Fantasy wird beim Einlaufen von zwei wasserspritzenden Booten begleitet, jedoch wird vom Einlaufen der neuen Superfähre von der Öffentlichkeit kaum Notiz genommen. Kein Vergleich also zur Begrüßung in Kiel. Vom obersten Freideck wirken die Häuser am nahen Uferrand wie Spielzeug. Gegen 11:00 Uhr läuft M/S Color Fantasy vorwärts den Anleger Hjortneskaia an. Das Schiff macht, wie auch in Kiel, mit der Steuerbordseite am Anleger fest. Es ist beeindruckend zu verfolgen, wie millimetergenau sich so ein gewaltiges Schiff an den Anleger manövrieren läßt.

Während des Aufenthaltes in Oslo muß man das Schiff nicht verlassen, die Freizeit- und Restaurantbetriebe auf dem Schiff sind geöffnet. Man kann Oslo aber natürlich auch auf eigene Faust erkunden oder eine Stadtbesichtigung im Voraus buchen. Trotz des verkürzten Aufenthaltes in Oslo war dies gegen einen Aufpreis von 30 EUR auch auf der Jungfernfahrt möglich. Viele der deutschen Gäste an Bord haben sich für diese Rundfahrt entschieden. Bis die Menschenmenge das Schiff verlassen und sich vor dem Color Line-Terminal auf dem Busparkplatz eingefunden hat, nähert sich der Uhrzeiger bereits 11:30 Uhr. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung der Reederei, die Stadtrundfahrt vor der Reise buchen zu müssen, wurden auch noch kurzfristig auf dem Schiff Buchungen entgegengenommen. Dies führte zu leichter Verwirrung bei der Reiseleiterin, die einen derartigen Ansturm offenbar nicht erwartet hatte. Jedenfalls standen mehr Personen vor dem Bus als dieser Sitzplätze hatte. Einige Reisende gerieten etwas aus der Fassung. Während der Bus gefüllt wurde und sich mit der Reiseleiterin mit Umweg durch die Innenstadt von Oslo auf den Weg zum Vigelandspark machte, wurde eiligst ein zweiter Bus geordert, der gegen 11:45 Uhr eintraf und sich dann mit den restlichen Gästen auf direktem Wege zum Vigelandspark begab, wo beide Busse zusammentrafen. Es folgte eine ca. 30-minütige Durchquerung des zugeschneiten Skulpturenparks. Der bekannte Bildhauer Gustav Vigeland hinterließ diesen Park, dessen kolossale steinerne Hymne an das Leben auf unterschiedliches Echo bei den Besuchern stößt. Am anderen Ende des Parks wartete ein inzwischen bereitgestellter Doppeldecker-Bus, der alle Fahrgäste aufnehmen konnte, so daß alle Fahrgäste in den Genuß der Reiseleitung kommen konnten. Mit dem Doppeldecker ging es dann zum Holmenkollen. Am Fuße der Olympia-Sprungschanze erfolgte ein kurzer Aufenthalt, bevor das dritte und letzte Ziel, das Vikingskipshuset, angesteuert wurde. Dabei handelt es sich um ein Museum für Wikingerschiffe auf der Museumshalbinsel Bygdøy. Auch hier war wegen der fortgeschrittenen Zeit nur eine Stippvisite möglich. Von hier aus erfolgte die Rückfahrt zum Schiff, das gegen 13:45 Uhr erreicht wurde. Rückblickend bleibt festzuhalten, daß schon bei normalem Aufenthalt in Oslo von vier Stunden das Programm der Stadtrundfahrt sehr komprimiert durchgezogen werden muß. Wenn nur zwei Stunden zur Verfügung stehen, wird die ganze Aktion natürlich sehr hektisch. Aber der Schwerpunkt speziell dieser Jungfernreise lag sicherlich nicht bei der Stadtrundfahrt in Oslo, sondern auf dem Fahrerlebnis mit M/S Color Fantasy. Daher war die verkürzte und hektische Standrundfahrt zu verschmerzen.

Wie bereits erwähnt, traf der Bus mit den Gästen der Stadtrundfahrt um 13:45 Uhr beim Color Line-Terminal ein, also 15 Minuten vor der geplanten Abfahrt des Schiffes. Zu dieser Zeit befanden sich noch große Menschenmengen im Abfertigungsterminal. Aufgrund des großen Andrangs zog sich die Bordkartenkontrolle in die Länge. Waren auf der Hinfahrt nur ca. 800 Passagiere an Bord, sind es auf der Rückfahrt etwa doppelt so viele, d.h. in Oslo besteigen viele neue Reisende das Schiff. Bei einer maximalen Auslastung von 2.750 Personen war das Schiff auf beiden Touren bei weitem nicht ausgelastet. An Bord war zu hören, daß man hätte weit mehr Karten verkaufen können. Offenbar wollte man auf der ersten Fahrt jedoch kein zu großes Risiko eingehen, die noch nicht routinierten logistischen Abläufe auf dem Schiff, wie z.B. die Essenssitzungen, aus dem Ruder laufen zu lassen. Erst um 14:20 Uhr war das Einsteigen beendet, so daß fünf Minuten später das Ablegemanöver erfolgte, also 25 Minuten nach Plan. M/S Color Fantasy mußte dabei vor dem Anleger drehen, und langsam blieb die von der bereits tief stehenden Sonne in gelbes Licht getauchte Silhouette Oslos über dem Achterdeck zurück.

Für den Nachmittag war kein offizielles Programm vorgesehen, auch die Mittagsverpflegung war nicht im Programm enthalten. Für Teilnehmer der Standrundfahrt bestand aufgrund des dicht gedrängten Ablaufs erst wieder nach dem Ablegen an Bord die Möglichkeit, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Die Restaurants und Bistros rund um die Fantasy Promenade waren dabei gut besucht, so daß es teilweise schwierig war, einen Sitzplatz zu finden. Dies galt insbesondere für das Mama Bella Pizza Ristorante.

Der Nachmittag bietet sich weiterhin für einen Besuch im Color SPA & Fitness Center oder im Aqualand an. Zwar betont die Reederei immer wieder den Kreuzfahrtcharakter ihres Schiffes, bei einem Besuch der Freizeiteinrichtungen holt den Reisenden aber doch ein wenig die Fährschiffphilosophie ein. Während auf Kreuzfahrern diese Leistungen inkludiert sind, muß auf M/S Color Fantasy dafür bezahlt werden. Ein maximal zweistündiger Besuch im Aqualand kostet z.B. 45 NOK, das sind umgerechtet ungefähr 5,75 EUR (Eintritt und Handtuch). Das Aqualand verfügt über einen Waterstream, zwei Wasserrutschen, ein Kinderbecken, zwei Jacuzzi und eine Bar. Die große Glaskuppel mit Blick über das Achterdeck verleiht der Einrichtung einen besonderen Reiz. Während in der Fantasy Promenade des Leben tobt, geht es fünf Decks höher im Aqualand doch eher ruhig zu. Wahrscheinlich muß sich die Attraktivität dieser Einrichtung erst noch herumsprechen.

Das Abendessen wurde an diesem Tag in zwei Sitzungen eingenommen. Als die deutschen Gäste der Jungfernfahrt um 20:30 Uhr zur zweiten Sitzung zu Tisch gebeten wurden, hatte M/S Color Fantasy den Oslofjord bereits längst wieder verlassen und war in die Dunkelheit des Skagerraks abgetaucht. Auch in dieser oft stürmischen Gegend war von Wellengang absolut nichts zu spüren. Das Abendessen wurde, wie auf der Hinfahrt, wieder im Grand Buffet mit gleicher Tischbesetzung serviert. Diesmal stand aber tatsächlich ein Buffet auf dem Programm, das in Norwegen in der vorweihnachtlichen Zeit traditionelle Julebord. Als sich die Gäste zur zweiten Sitzung gegen 20:30 Uhr vor dem Grand Buffet versammelten, wurde ihnen von den Verantwortlichen der Reederei mitgeteilt, daß sich der Beginn des Abendessens leider noch etwas verzögern werde, da die erste Sitzung entgegen der Planung noch nicht abgeschlossen sei. Die meisten Fahrgäste nahmen es gelassen, andere neigten aber auch zu ekstatischen Wutausbrüchen und beschimpften das Servicepersonal, das um Schlichtung bemüht war. Bis der Saal geräumt und wieder neu gedeckt war, verging etwa eine Stunde, so daß die zweite Sitzung erst um 21:30 Uhr beginnen konnte. Bis 23:30 Uhr wurde dann eine riesige Bandbreite warmer und kalter Köstlichkeiten offeriert. Die Gesamtlänge des Büffets beträgt 52 Meter. Auf normalen Reisen wird für das Büffet 45 EUR berechnet. Das Büffet befindet sich nicht im Speiseraum selbst, sondern in einem angrenzenden Bereich, der explizit für die Präsentation der Speisen vorgesehen ist. An diesem zweiten Abend waren die Getränke ursprünglich nicht im Fahrpreis inkludiert. Aufgrund der eingetretenen Verzögerung gingen alle Getränke als Entschädigung aber dann doch aufs Haus.

Damit endete das offizielle Programm dieses zweiten Tages. Wie schon am ersten Abend standen alle Salons, Bars und Restaurants den Gästen jedoch bis tief in die Nacht zur Verfügung.

Letzte eingeschlossene Gastronomieleistung war am Morgen des dritten Tages ab 7:00 Uhr das Frühstücksbüffet, das wie schon auf der Hinfahrt im Grand Buffet Restaurant auf Deck 6 serviert wurde. Wer zeitig das Frühstück hinter sich gebracht hatte, konnte am besten aus der Observation Lounge das Einlaufen in die Kieler Förde verfolgen. Als das Schiff gegen 8:30 Uhr den Kieler Leuchtturm passierte, wurde deutlich, daß M/S Color Fantasy die knappe halbe Stunde Verspätung von der Abfahrt am Vortag wieder herausgefahren hatte, somit war mit einer pünktlichen Ankunft in Kiel zu rechnen. Das Wetter in Kiel war genau so bescheiden wie bei der Abfahrt. M/S Color Fantasy bahnte sich den Weg durch die norddeutsche Waschküche bis zur Schwentine-Mündung, wo das Schiff gegen 9:00 Uhr quasi auf dem Bierdeckel eine 180°-Wendung hinlegte, um dann die letzten Meter rückwärts den Norwegenkai anzusteuern. Die Festmacher warteten bereits, und auch das Anlegen gelang ohne Probleme, so daß die Jungfernfahrt pünktlich um 9:30 Uhr zu Ende ging.

Noch ein letzter Blick aufs Schiff und ein paar Fotos - dann war auch diese Jungfernfahrt schon wieder Geschichte. Der einzige Nachteil dieser genialen Tour ist, daß sie viel zu kurz andauert. Aber M/S Color Fantasy wird ja nun jeden zweiten Tag zu Gast in Kiel sein und zu einer erneuten Mitfahrt einladen, allerdings - eine Jungfernfahrt, die gibt es eben nur einmal...

Die häufig gestellte Frage, ob es sich bei der M/S Color Fantasy nun um ein Cruise Liner handelt oder doch eher um ein Fährschiff, kann nach diesen Reiseeindrücken eindeutig beantwortet werden: Das Reiseniveau ist sehr hoch, die typischen Elemente eines Fährschiffes wurden geschickt in die wenig frequentierten Bereiche des Schiffe verborgen. Ausgehend von der Fantasy Promenade vermittelt des gesamte Schiff in Ausstattung und Service eindeutig den Stil eines Kreuzfahrers.

 


© 2005    Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 18.07.2005