Seebäderschiffe im Helgolanddienst
Meldungen aus dem 1. Halbjahr 2010

(Fahrplandaten der Reedereien ohne Gewähr)

 

15. Juni 2010 - Aus für den Masterplan

 

Vor gut zwei Jahren trat der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber mit den Plänen an die Öffentlichkeit, durch Sandaufspülungen den Inselfelsen mit der Düne zu verbinden. Dieses als Masterplan bezeichnete Vorhaben sollte die Fläche der Insel nahezu verdoppeln und dadurch Raum für neue Hotels, flächenintensive Freizeitangebote, umweltfreundliche Energiegewinnung und eine attraktivere Verkehrsanbindung schaffen. Das mit 80 Millionen Euro bezifferte Projekt sollte der Insel neue Zukunftsperspektiven in Zeiten abflauender Touristenströme geben. Die Kritiken schwankten zwischen Geniestreich und Großenwahnsinn, zwischen Vision und Phantasie.

 

Seit heute steht nun fest: Eine Umsetzung des Masterplans wird es nicht geben. Als Ganzes war er den Entscheidungsträgern offenbar doch eine Nummer zu groß. Hinter den Entscheidungsträgern verbirgt sich die sogenannte  "Lenkungsgruppe des regionalen Entwicklungskonzepts Helgoland" unter Vorsitz des Pinneberger Landrats Oliver Stolz. Vielmehr solle nun das Kieler Planungsbüro IPP bis Ende August ein Präferenzszenario entwickeln, das eine Landgewinnung in abgespeckter Form vorsehe und zugleich die Neugestaltung der Landungsbrücke in den Vordergrund stelle. Der Lenkungsgruppe gehören insgesamt neun Mitglieder an, darunter auch der scheidende Helgoländer Bürgermeister Frank Botter. Wie Botter persönlich zu Webers Masterplan steht, ließ er offen. Als Gründe für die ablehnende Haltung nennt der Lenkungsausschuß die Furcht der bisherigen Hoteliers und Gastronomen vor neuer Konkurrenz, den Verlust des bisherigen Charakters der Insel, eine zu langwierige Umsetzung und eine Abwertung der vorhandenen Baustruktur.

 

Weber bedauerte die Entscheidung der Lenkungsgruppe außerordentlich. Helgoland habe aus seiner Sicht neue Zukunftsperspektiven bitter nötig. Wer die Landaufspülung ablehne, müsse Alternativen bieten. Weber ist sich daher sicher, daß der Plan früher oder später doch wieder auf den Tisch komme. Tourismusdirektor Klaus Furtmeier sympathisiert mit Webers "Big Bang"-Variante, kann jedoch auch mit einer kleineren Lösung leben. Auch Hotelier Detlev Rickmers unterstützt Webers Pläne. Der neue Ortsteil mit vielleicht 1.000 neuen Einwohnern hätte gerade den jungen Insulanern eine großartige Perspektive geboten, so Rickmers. Gerade unter der Jugend scheint es in der Helgoländer Bevölkerung eine Mehrheit für Webers Plan zu geben.

 

Der Masterplan hätte auch gravierende Auswirkungen auf die Verkehrsanbindung zur Insel gehabt. Neben einer Verlängerung der Flughafen-Landebahn für große Maschinen und der Schaffung von Kapazitäten für Kreuzfahrtschiffe sollte auch der bisherige Seebäderverkehr konzeptionell verändert werden. Durch eine deutliche Verlängerung der Landungsbrücke sollten die Seebäderschiffe nun direkt an der Insel festmachen, was das Ende der traditionellen Börte bedeuten würde. Auch die Katamarane würden an dieser verlängerten Brücke anlegen, so daß die Passagiere direkt in das Zentrum der Insel gelangten und nicht den langen Weg von Südhafen ins Zentrum auf sich nehmen müßten. Im Südhafen würde zudem Platz für den touristisch unattraktiven Frachtverkehr frei werden, der derzeit über den Binnenhafen erfolgt und damit sehr dicht am Südstrand liegt. Durch Verkauf von Grundstücken aus der Landgewinnung sollte zudem Kapital für neue Tonnage zur Anbindung der Insel erzielt werden. Hier wollte man auf die neue SWATH-Technik setzen, einer Schiffsform, der durch ihre spezielle Bauweise besondere Seetüchtigkeit nachgesagt wird. Die sinkende Zuverlässigkeit der Verkehrsanbindung hat sich durch Umstellung auf kleinere Tonnage in den letzten Jahren als deutlicher Standortnachteil herausgestellt.   

 

Nun sieht auch die abgespeckte Lösung ausdrücklich eine Neugestaltung der Landungsbrücke vor. Was man darunter genau zu verstehen hat, ist derzeit noch völlig offen. Ob es sich lediglich um einen Umbau des vorhandenen gelben Zweckbaus auf der Brücke handelt oder mit der Verlängerung der Brücke sowie mit Aufgabe der Börte ähnlich tiefgreifende Veränderungen wie im Masterplan zu erwarten sind, muß die Zukunft zeigen. Ende August soll das Ergebnis des Kieler Planungsbüros IPP vorgestellt werden. Die Helgoländer Bevölkerung soll dann letztendlich im September im Rahmen einer Einwohnerversammlung über den Plan abstimmen. Und auch wenn der Plan eine Mehrheit in der Bevölkerung finden würde, so bleibt in des Wortes doppelter Bedeutung festzuhalten: Helgoland bleibt geteilt.    

 

  

Liebhaber der Dünenfähre können aufatmen: Auf absehbare Zeit wird die Düne nicht trockenen Fußes erreichbar sein.

 

 

 

23. Mai 2010 - Pfingst-Tour auf den Roten Felsen

 

Nach dem ohnehin lang anhaltenden Winter hatte man dieser Tage zeitweise den Eindruck, die Natur ist direkt in den Spätherbst übergegangen und hat sich die Jahreszeiten dazwischen glatt geschenkt. Für Pfingsten versprachen die Meteorologen jedoch endlich einen Hauch von Frühling, eine gute Gelegenheit also, der Insel einen Besuch abzustatten und den Helgolandverkehr in aktuellen Fotos festzuhalten. Wie sich spätestens auf Helgoland herausstellte, war aber die Wettervorhersage zu optimistisch, und nicht zuletzt zäher Nebel verhinderte ergiebige Fotos. Um den Berichten über historische Helgolandschiffe aus den vergangenen Wochen jedoch auch mal wieder aktuelle Informationen entgegenzusetzen, folgt trotzdem ein Foto-Bericht über eine Pfingst-Tour auf die Insel.

 

Wer von Büsum auf den Roten Felsen reist, hat die Wahl zwischen zwei Reedereien. Die "Funny Girl" der Reederei Cassen Eils (links groß im Bild) legt täglich um 9:30 Uhr von der Südseite des Hafenbeckens 3 ab. Die kleinere "Lady von Büsum" der Reederei Rahder (zwischen den Fischkuttern im Hintergrund zu erkennen) fährt täglich außer an Montagen um 9:15 Uhr auf die Insel. Sie legt von der Nordseite des Hafenbeckens 2 ab, das direkt an den Büsumer Stadtkern angrenzt. Wer mit der "Lady" fährt, kommt in den Genuß einer längeren Überfahrt, dafür ist bei der "Funny" der Inselaufenthalt länger. Also alles reine Geschmackssache ...

 

 

Die Reederei Rahder fährt nicht nur mit der "Lady von Büsum" nach Helgoland, sondern führt von Büsum aus auch diverse Ausflugs- und Hafenrundfahrten durch. Die Hafenrundfahrten werden dabei mit "Hein Mück" durchgeführt (Foto rechts), einem ehemaligen Helgoländer Börteboot, das unweit der "Lady von Büsum" seinen Liegeplatz hat. 

 

Die Flotte der Helgoländer Börteboote umfaßte einst ein Vielfaches an Booten verglichen mit der heutigen Größe. Mit dem Rückgang der beförderten Personen und der deutlichen Reduzierung der Schiffskapazitäten im klassischen Seebäderverkehr nahm der Bedarf an Börtebooten insbesondere in den letzten Jahren deutlich ab. Mehrere der nicht mehr benötigten Boote kamen durch Verkauf ganz woanders für neue Zwecke wieder zum Einsatz, so z.B. die "Hein Mück", hinter der sich das ehemalige Helgoländer Börteboot "Angelika" verbirgt.     

 

 

 

Die reinste Waschküche:

 

Die "Funny Girl" (oben),

die "Atlantis" (links) und

die "Lady von Büsum" (unten)

auf der Helgoländer Reede.

 

Der Nebel war Pfingsten zeitweise so zäh, daß die Schiffe vom Kopf der Landungsbrücke nicht mehr zu sehen waren.

 

Man beachte die neuen Bullaugen der "Atlantis", die aufgrund strengerer Sicherheitsauflagen die ehemaligen Panoramafenster auf dem unteren Fahrgastdeck ersetzt haben.

 

 

 

M/S Helgoland suchte man noch vergeblich auf der Helgoländer Reede. Dafür war jedoch nicht der Nebel verantwortlich, sondern die Tatsache, daß der Verkehr von Wilhelmshaven erst zum 18. Juni aufgenommen wird. Am 15. Juni wird das Schiff dafür von Emden (Borkumkai) nach Wilhelmshaven überführt. Eine Mitreise auf der achtstündigen Überfahrt ist möglich. Die Abfahrt in Emden erfolgt um 9:00 Uhr.

 

 

 

 

 

 

 

Zwischen dem 7. und 19. Mai 2010 einschließlich ankerte die "Funny Girl" nicht auf der Helgoländer Reede, sondern lief abweichend in den Südhafen ein. Grund war der in diesem Zeitraum fehlende Steuerbord-Anker. Wie auf dem Foto links vom 23. Mai 2010 deutlich zu erkennen ist, wurde der fehlende Anker inzwischen ersetzt. Es fällt jedoch auf, daß die "Funny Girl" den Backbord-Anker zu Wasser gelassen hat. Dies ist insofern ungewöhnlich, als daß die "Funny Girl" auf der Helgoländer Reede sonst grundsätzlich den Steuerbord-Anker ausbringt. Der Grund ist mir nicht bekannt. Eine Erklärung wäre, daß es sich bei dem Ersatzanker um ein Provisorium handeln könnte. Vergleicht man beide Anker im Detail, kann man Unterschiede in der Form feststellen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über die Pfingsttage traf der "Halunder Jet" mit 30 bis 40 Minuten Verspätung auf der Insel ein. (Foto oben links). Der Grund war eine verlängerte Fahrzeit aufgrund reduzierter Maschinenleistung. In Gegenrichtung wurde die Abfahrtzeit um 16:30 Uhr auf Helgoland beibehalten und dafür eine spätere Ankunftszeit in Cuxhaven, Wedel und Hamburg in Kauf genommen. Das Foto oben rechts zeigt eine Detailaufnahme der Jetantriebe. Die enormen Belastungen auf das Material in Folge der hohen Geschwindigkeiten stellen bei High-Speed-Cats eine technische Herausforderung dar. Der Halunder Jet war über die Pfingsttage erwartungsgemäß gut gebucht. Die vornehmlich für Urlauber am Pfingstmontag zusätzlich vorgesehene Entlastungsfahrt nach Cuxhaven ("Mittagstour") konnte jedoch aufgrund der Antriebsprobleme nicht durchgeführt werden. Dazu war der Zeitraum zwischen Ankunft auf Helgoland und Rückfahrt nach Hamburg nicht mehr groß genug. An mehreren Stellen auf der Insel wurde auf den Ausfall der Mittagstour hingewiesen (Foto rechts).

 

Die Antriebsprobleme des "Halunder Jet" waren auch nach Pfingsten noch nicht behoben. Die Fahrt am 25. Mai wurde wegen ungünstiger Windverhältnisse in Verbindung mit der reduzierten Maschinenleistung komplett abgesagt. In den Folgetagen war der Katamaran zwar wieder im Einsatz, jedoch ergaben sich wie zu Pfingsten 30 bis 40 Minuten Verspätung in den Zielhäfen.

 

 

Wenn man so viele Segelschiffe wie auf dem Foto links zusammen im Helgoländer Südhafen sichtet, ist sofort klar: Es ist Pfingsten! Die Insel steht über die Feiertage alljährlich im Zeichen der Nordseewoche, eines der größten segelsportlichen Ereignisse Europas. Allerdings hätte man die Schiffe am frühen Nachmittag des Pfingstsonntags nicht im Südhafen erwartet, sondern in Aktion in den Gewässern rund um die Insel. Aufgrund des dichten Nebels mußte die Regatta an diesem Tag jedoch abgesagt werden. Auch der Flugverkehr mußte an diesem Tag übrigens aufgrund mangelnder Sicht eingestellt werden. 

 

Am Pfingstsamstag und Pfingstsonntag wurden mit 1897 und 1879 Gästen fast identische Besucherzahlen erreicht. Am Pfingstmontag konnten dagegen nur 685 mit Schiffen anreisende Personen gezählt werden. 

 

In Verbindung mit dem Seebäderverkehr vermeldet der Helgoländer Nr. 551 (Mai 2010) einige personelle Veränderungen:

 

 

 

Die "Funny Girl" ist dem Helgoländer Nebel entronnen und strebt auf dem Rückweg

vom Roten Felsen nun wieder Büsum entgegen.

 

 

 

8. Mai 2010 - Warum in die Ferne schweifen, ...

 

... wenn das Gute liegt so nah? Auf der Suche nach ehemaligen Helgoland-Schiffen kann man inzwischen auf dem gesamten Erdball fündig werden. Doch nicht immer muß man sie z.B. auf Usedom, in Dänemark, Finnland, Estland, Italien, Griechenland oder auf Galapagos aufspüren. Auch quasi direkt vor der Haustür kann man sie antreffen.

 

Anläßlich des Todes von Cassen Eils Anfang des Jahres wurde hier an dieser Stelle mit der M/S Atlantis bereits kürzlich über eines der legendären Schiffe aus der Reedereigeschichte berichtet, den ersten Eils-Neubau überhaupt. Quasi als Fortsetzung folgt nun noch ein Bericht über den Verbleib und die aktuellen Einsätze des wohl prominentesten Eils-Schiffes, der "Seute Deern". Und gerade dieses Schiff findet man, obwohl es im Gegensatz zu so vielen anderen ehemaligen Helgoland-Schiffen niemals den Heimathafen Hamburg am Heck trug, heute am Tor zur Welt.  

 

      

Die "Seute Deern" heute:

 

Bestens gepflegt liegt sie im westlichen Bahnhofskanal in Hamburg-Harburg ("Channel Harburg"). Das Schiff ist in Besitz des Fördervereins "Seute Deern" e.V., der sich um die Erhaltung des Oldtimers kümmert.

 

Die Gründung des Fördervereins geht auf eine Initiative des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber zurück, der über Helgoländer Wurzeln verfügt und mit dem Bau des Atoll Ocean Resort auf dem Roten Felsen für Furore sorgte. Mit der Etablierung der ersten täglichen Katamaran-Verbindung mit dem HSC Vargøy im Jahr 1997 nahm er zudem entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des Seebäderverkehrs in der jüngeren Vergangenheit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die "Seute Deern" ist im Channel Harburg umgeben von moderner und historischer Architektur, die überwiegend als Bürofläche oder auch gastronomisch genutzt wird. Die "Seute Deern" selbst wird stationär als Restaurant- und Tagungsschiff eingesetzt. Gelegentlich verläßt sie aber ihren ständigen Liegeplatz und bricht zu besonderen Anlässen zu Spritztouren in den Hamburger Hafen auf. Durchschnittlich zwei Fahrten pro Jahr werden öffentlich angeboten.   

 

 

 

 

 

 

 

 

Die "Seute Deern" lief am 12.04.1961 bei den Rheinstahl Nordseewerken in Emden vom Stapel. Am 19.05.1961 erfolgte die Jungfernfahrt von Cuxhaven nach Helgoland, am 24.05.1961 dann die erste Helgoland-Fahrt von Büsum aus. Bis 1970 war die "Seute Deern" regelmäßig im Helgoland-Verkehr zu finden. Zentrale Abfahrtshäfen waren dabei Cuxhaven, Büsum und Hörnum. Auch von Norderney und sogar kurzzeitig von Bremerhaven (für die 1965 gekenterte M/S Bremerhaven) kam das Schiff zum Einsatz. Zweites Standbein war aber auch immer wieder der Einsatz als Butterschiff auf der Ostsee. Unverzichtbar im Helgoland-Verkehr wurde das Schiff jedoch außerhalb der Saison, wenn es ruhig wurde auf dem Roten Felsen, dafür aber um so unruhiger auf der Nordsee. Die außerordentliche Seetüchtigkeit und die zuverlässigen Winterfahrten waren es, die die "Seute Deern" zum Lieblingsschiff der Helgoländer Bevölkerung avancieren ließen und dem Schiff einen geradezu legendären Nimbus einbrachten. Ab 1970 kam auf der Büsum-Route die neue "Fair Lady" zum Einsatz, ab 1973 wurde dann die "Funny Girl" das Stammschiff von der Meldorfer Bucht. Der Einsatz der "Seute Deern" konzentrierte sich dadurch in der Sommersaison noch stärker auf die Ausflugs- und Butterfahrten. Ab Mitte der 70er Jahre lief die "Seute Deern" Helgoland in den Sommermonaten dann überhaupt nicht mehr an. Zwar konnte das Schiff bei Ausflugsfahrten rund um Helgoland immer mal wieder vor dem Roten Felsen gesichtet werden, es handelte sich dabei aber um reine Ausflugsfahrten ohne Ausbooten der Passagiere. Dabei passierte die "Seute Deern" in der Regel von Norden kommend die Helgoländer Reede zwischen Insel und Düne und gesellte sich für ein paar Minuten zu den auf Reede liegenden Schiffen. Der Winterverkehr zum Roten Felsen blieb aber weiterhin fest in der Hand der "Seute Deern". Eine besondere Situation ergab sich am 10. August 1990. An diesem Tag feierte die Insel Helgoland die hundertjährige Zugehörigkeit zu Deutschland. Um dem großen Besucheransturm an diesem Tag gerecht zu werden, machte sich alles auf den Weg, was schwimmen konnte, darunter auch die "Seute Deern", die an diesem Tag das erste Mal seit 15 Jahren in der Hochsaison planmäßig auf der Reede vor Helgoland zu Anker ging. Es sollte bis zum Jahr 1999 dauern, ehe die "Seute Deern" wieder planmäßig auf der Reede ankerte. Neue EU-Gesetze bewirkten 1999 die Abschaffung des Duty-Free-Handels auf See. Durch das damit besiegelte Ende der Butterfahrten war die "Seute Deern" für neue Aufgaben frei geworden. Da paßte es sehr gut, daß sich durch den Verkauf der "Frisia III" nach Finnland für die Verbindungen von den ostfriesischen Inseln nach Helgoland Spielraum für ein anderes Schiff ergab. In diese Lücke stieß die "Seute Deern" und übernahm die Verbindungen von Norderney und Langeoog (nicht jedoch von Spiekeroog). Zusätzlich kam die "Seute Deern" zur Unterstützung der "Funny Girl" als Verstärkerschiff von Büsum zum Einsatz. Dieser Zustand dauerte nur zwei Jahre an, denn im Jahr 2001 übernahm die "Funny Girl" die Ostfriesland-Dienste von der "Seute Deern". Die "Funny Girl" mußte zuvor der größeren "Atlantis" auf der Büsum-Route Platz machen. Die "Seute Deern" führte ab 2001 trotz Einstellung des Duty-Free-Handels auf See noch verschiedene Ausflugsfahrten durch, vornehmlich von Cuxhaven aus, während im Winterhalbjahr unverändert die Anbindung Helgolands auf dem Programm stand. Im Rahmen des Winterverkehrs steuerte am 31.03.2003 die "Seute Deern" unter großer Anteilnahme der Helgoländer Bevölkerung letztmalig den Roten Felsen an. Nach 42 Dienstjahren wurde das Schiff in den Ruhestand versetzt und die Winteranbindung auf die 12 Jahre jüngere "Funny Girl" übergeben, die diesen Dienst bis heute versieht. Die "Seute Deern" ging in den Besitz des Fördervereins "Seute Deern" e.V. über, dessen Gründung auf eine Initiative des Hamburger Bauunternehmers Arne Weber zurückgeht. Heute liegt die "Seute Deern" als Restaurant- und Tagungsschiff im westlichen Bahnhofskanal in Hamburg-Harburg.        

 

Die "Seute Deern" war bei einer Länge von 57,47 m und Breite von 9,53 m ursprünglich mit 640 BRT vermessen. Das Schiff war dabei für 645 Fahrgäste zugelassen. Im November 1979 wurde das Schiff auf 63,91 m verlängert und auf 10,07 m verbreitert. Es war nun mit 769 BRT vermessen und für 763 Fahrgäste zugelassen. Im Zuge der Verlängerung entstand auf dem oberen Fahrgastdeck in der hinteren Hälfte ein neuer Salon, der die Silhouette des Schiffe veränderte. Im Winter 1991/92 wurde dem Schiff eine neue Maschine spendiert und ein Wulstbug eingebaut, so daß die "Seute Deern" statt 15,5 kn nun 18,0 kn laufen konnte. Im Winter 1992/93 wich die alte Luke mit Süll auf dem Vordeck zudem einer Glattdeckluke. Nach dem Abzug aus dem Helgoland-Verkehr wurde die Inneneinrichtung den neuen Aufgaben angepaßt und äußerlich kleine Veränderungen am Schiff vorgenommen. So sind die Masten nun nicht mehr in gelb, sondern in weiß gestrichen, und die ehemals hellblauen Zierleisten an beiden Längsseiten wurden ebenfalls weiß lackiert. Die Farbe des Schiffsnamens am Bug wechselte von hellblau auf schwarz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick in den vorderen unteren Salon der "Seute Deern". Die Einrichtung wurde nach der Übernahme durch den Förderverein "Seute Deern" e.V. renoviert. Dennoch erinnern noch viele Details an die enge Bindung, die das Schiff zur Insel Helgoland gehabt hat, so z.B. aktuelle und auch historische Fotos an den Wänden. Ein Bild im vorderen unteren Salon zeigt z.B. die "Wilhelmshaven", bekanntermaßen inzwischen auch längst aus dem Helgoland-Verkehr ausgeschieden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick in den unteren hinteren Salon (links) sowie in den oberen hinteren Salon (rechts). Während auf dem unteren Salondeck die Bestuhlung in gelb-orange gehalten ist, wurde sie auf dem oberen Deck in beigem Farbton bezogen.

 

 

 

 

Bei den vom Förderverein "Seute Deern" e.V. durchgeführten Ausfahrten wird das untere Salondeck in der Regel als Restaurantbereich genutzt. Im oberen hinteren Salondeck befindet sich eine Weinbar und ein kleiner Bühnenbereich für Live-Musik. Das vordere obere Salondeck (Foto rechts) scheint als VIP-Bereich mit reservierten Plätzen zu dienen. Die Verbindung zum Atoll Ocean Resort auf Helgoland ist unübersehbar. So finden sich viele Fotos des Hotels an den Wänden, und z.B. auch die Teelichter auf den Tischen entstammen der Atoll-Kollektion mit dem markanten Atoll-Logo.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick auf das hintere Freideck der "Seute Deern" (Foto links). Die zuvor fest installierten Sitzbänke wurden entfernt. Dadurch läßt sich das Freideck für Veranstaltungen flexibel nutzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachfolgend noch ein kurzer Bericht von der jüngsten Ausfahrt am 8. Mai 2010 anläßlich des Hamburger Hafengeburtstags und des Besuchs der "Queen Mary 2":

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pünktlich um 19:00 Uhr verläßt die "Seute Deern" ihren Liegeplatz im westlichen Harburger Bahnhofskanal. Gleich zu Anfang geht es unter der Klappbrücke hindurch, die den Bahnhofskanal vom restlichen Harburger Hafen trennt. Im ersten Teil der Reise geht es mit mehrmaligem Rangieren durch den sehr engen Harburger Hafen. Entsprechend gemächlich ist die Reisegeschwindigkeit. Gegen 19:30 Uhr ist die Harburger Hafenschleuse erreicht, in der die "Seute Deern" auf den aktuellen Tidenstand gebracht wird (Foto oben links). Die "Seute Deern" biegt anschließend in die Süderelbe ein, unterquert die Kattwyk-Hubbrücke (Foto oben rechts) gegen 20:00 Uhr, die Köhlbrandbrücke ist gegen 20:15 Uhr erreicht, die Einfahrt in die Norderelbe gegenüber dem ehemaligen England-Fährterminal dann gegen 20:30 Uhr. Weiter geht es elbaufwärts Richtung St. Pauli Landungsbrücken und Hafencity.

 

Die "Queen Mary 2" am Hamburg Cruise Center in der Hafencity erreicht die "Seute Deern" erst kurz vor 21:00 Uhr im letzten Tageslicht (Foto rechts).

 

 

 

Vom Cruise Center in der Hafencity geht es wieder zurück elbaufwärts. Vor dem ehemaligen DFDS-Fährterminal bringt sich die "Seute Deern" für das Feuerwerk in Stellung und wartet auf die auslaufende "Queen Mary 2". Bevor es dazu kommt, rauscht um 22:15 Uhr die "Mein Schiff" nach Hamburg einlaufend an der "Seute Deern" vorbei. Während des Einlaufens gibt Udo Lindenberg vom TUI-Dampfer gerade ein Panik-Konzert zum besten, mit dem der gesamte Hafen beschallt wird. Offenbar ist heutzutage einiges erforderlich, um die Wünsche der Kreuzfahrt-Kundschaft zu befriedigen. Angesichts derart revolutionärer Strategien aus dem Marketing-Sektor komme ich mir einen Augenblick lang verdammt altmodisch vor, auf einem ausgemusterten Helgoland-Schiff durch den Hafen zu fahren. Aber nur einen kurzen Augenblick, denn gerade der historische Charme dieser Schiffe ist es ja, der die Mitfahrt auch heute noch besonders attraktiv macht. Um 22:30 Uhr startet dann, wie angekündigt, das Feuerwerk vor den St. Pauli Landungsbrücken. Man muß feststellen, daß die Lage der "Seute Deern" vor dem ehemaligen England-Terminal nicht der Hit ist, um das Feuerwerk optimal mitzuerleben, da die Entfernung zum Ort des Geschehens offenbar doch zu groß ist. Um 23:07 Uhr passiert die auslaufende "Queen Mary 2" mit unzähligen Begleitbooten im Schlepptau dann die "Seute Deern". Im Gegensatz zur "Mein Schiff" herrscht auf der "Queen Mary 2" keine Panik an Bord. Als die "Queen Mary 2" an der "Seute Deern" vorbeizieht, kommt mir spontan die letzte Begegnung mit der "QM2" in den Sinn, die ich auf einer Begleitfahrt miterlebt habe. Am 25. August 2006 war es die "Wappen von Hamburg", die der "QM2" entgegenfuhr. Es war die letzte Sonderfahrt der "Wappen von Hamburg", denn nur einen guten Monat später sollte sie das letzte Mal Fahrgäste zum Roten Felsen gebracht haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 23:15 Uhr macht sich die "Seute Deern" über die Süderelbe auf den Weg zurück nach Harburg. Gegen 23:45 Uhr ist die Köhlbrandbrücke erreicht (Foto oben links), und um 0:30 Uhr fährt die "Seute Deern" wieder in die Harburger Hafenschleuse ein (Foto oben rechts). 

 

 

Zum Abschluß muß die "Seute Deern" noch einmal durch den engen Harburger Hafen zu ihrem Liegeplatz im westlichen Bahnhofskanal manövriert werden, wo das Schiff um 1:30 Uhr wieder fest vertäut liegt (Foto rechts).

 

 

 

 

 

 

 

Abschließend noch eine kleine Zusammenstellung von Bildern, die stellvertretend für wichtige Stationen im

Lebenslauf der "Seute Deern" stehen:

 

 

 

 

 

In den 60er Jahren war die "Seute Deern" das Flaggschiff der Reederei Eils. Sommers wie winters ging das Schiff von wechselnden Küstenorten regelmäßig auf Kurs Helgoland. Die Abbildung links zeigt das Schiff auf der Helgoländer Reede vor der Verlängerung noch mit dem geräumigen Freideck, das später teilweise dem neuen oberen Salon geopfert wurde.

 

 

 

 

 

 

 

Im Juli 1987 befindet sich die "Seute Deern" auf einer Ausflugsfahrt rund um Helgoland und fährt gerade von Norden kommend zwischen Insel und Düne hindurch. Das Schiff wurde inzwischen verlängert. Im Winterbetrieb konnte auf die "Seute Deern" nicht verzichtet werden, aber im Sommer hatte die "Funny Girl" längst das Erbe der "Seute Deern" angetreten.

 

 

 

 

 

Am 15. August 2009 erwischte Cai Rönnau die "Seute Deern" auf einer Ausflugsfahrt auf der Elbe (Foto links). Das Schiff ist nun für den Förderverein "Seute Deern" e.V. unterwegs. Gut zu erkennen sind in dieser Einstellung die farblichen Veränderungen, die vornehmlich an den Masten und an der Zierleiste vorgenommen wurden. Vergleicht man dieses Foto mit der Aufnahme aus den 60er Jahren, fällt auch die umgebaute Brückenfront ins Auge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7. Mai 2010 - Kurioses zum Saisonauftakt 2010

 

Zum Saisonauftakt machten zwei Meldungen aus dem Helgoland-Verkehr die Runde, die man der Gattung "kurios" zuordnen kann:

 

 

 

22. April 2010 - Neues vom estnischen Ostfriesen-Duo

 

 

Über das neue Betätigungsfeld der ehemaligen Helgoland-Katamarane "Cat No.1" und "Polarstern" für die estnische Reederei Linda Line zwischen Helsinki und Tallinn wurde bereits im letzten Jahr auf dieser Seite ausführlich berichtet. Am Einsatz der beiden Schiffe hat sich im Jahr 2010 nichts geändert, daher kann dieser Artikel nicht mit den ganz großen Neuigkeiten aufwarten. Da aber neue Bilder vorliegen, soll auf den aktuellen Einsatz an dieser Stelle noch einmal eingegangen werden.

 

 

 

Der ehemalige "Cat No.1" am 21.04.2010 als "Merilin" am Terminal Linnahalli in Tallinn. Das Schiff fährt von hier seit 2007 in der eisfreien Zeit mehrmals am Tag in die finnische Hauptstadt und zurück. 

 

Zwei Jahre später folgte der "Polarstern" in die estnische Hauptstadt. Seitdem ist er unter dem Namen "Karolin" unterwegs. Auch dieses Foto vom 21.04.2010 entstand am Terminal Linnahalli, der etwas abseits der Terminals für die großen Autofähren liegt.

 

 

 

 

"Merilin" und "Karolin" gemeinsam am Terminal Linnahalli in Tallinn (Foto links vom 21.04.2010). Der Fahrplan ist so konzipiert, daß sich im Normalfall beide Schiffe auf halbem Wege auf See begegnen. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß Linda Line häufig kurzfristige Fahrplanänderungen durchführt. Daß aufgrund des harten Winters und der entsprechend langen Eisperiode der Saisonbeginn schrittweise vom 1. auf den 16. April 2010 nach hinten terminiert wurde, läßt sich sicher nachvollziehen. Aber auch zum 16. April wurde der Fahrplan nicht wie angekündigt aufgenommen. Mit HSC Karolin war nur ein Schiff im Einsatz, "Merilin" führte keine planmäßigen Fahrten durch. Der Online-Fahrplan versprach dann zum 22. April den Einsatz beider Schiffe, auch diese Angabe stelle sich jedoch als nicht zutreffend heraus. 40% aller Fahrten fielen dadurch zwischen dem 16. April und Anfang Mai 2010 aus. So konnten beide Schiffe Ende April regelmäßig gemeinsam am Anleger in Tallinn beobachtet werden. Fahrplanänderungen werden nicht immer im Internet angekündigt, so daß man im Abfahrtsterminal immer wieder Überraschungen erleben kann.   

 

 

 

 

 

 

 

HSC Karolin bahnt sich den Weg durch die enge Hafeneinfahrt zum Makasiini Terminal von Helsinki. Neben der Tatsache, daß ehemalige Helgolandschiffe ohnehin schon eine magnetische Anziehung ausüben, macht die Fahrt durch den reizvollen Schärengarten eine Reise von Helsinki nach Tallinn besonders attraktiv.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HSC Karolin bei Tag (22.04.2010) und bei Nacht (21.04.2010) vor dem Makasiini Terminal von Helsinki.

 

 

Angestrahlt von der Beleuchtung des Anlegers hätte das Schiff seinem alten Namen alle Ehre gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HSC Karolin vor Blekholmen kurz vor dem Festmachen am Makasiini Terminal in Helsinki (22.04.2010). In dieser Einstellung sind besonders gut die Metallklappen, sog. Seeschlagblenden, vor den Frontscheiben des unteren vorderen Salons erkennbar. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier eine Detailaufnahme der Seeschlagblenden zum Schutz der Frontscheiben auf dem unteren Salondeck.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick von innen auf die Frontscheiben des unteren vorderen Salons mit den davor montierten Seeschlagblenden.

 

Auf die Metallplatten sei an dieser Stelle auch deshalb besonders hingewiesen, da die Frontscheiben in der Geschichte des HSC Polarstern bereits eine wichtige Rolle gespielt haben. Wie bereits mehrfach auf dieser Seite angesprochen, ging im Jahr 2008 auf einer Rückfahrt von Helgoland die in Fahrtrichtung am weitesten rechts befindliche Scheibe (auf dem Foto links in der Bildmitte) in schwerer See zu Bruch. Damals verfügte das Schiff noch nicht über Seeschlagblenden.

 

 

 

 

 

 

Andere Bereiche des Schiffes blieben dagegen bis heute erstaunlich unangetastet:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf HSC Karolin findet man noch Hinweise der früheren Reederei AG Ems für hilfsbedürftige Personen (Foto links) und auch über Zollbestimmungen der Insel Helgoland (Foto rechts) kann man sich noch in deutscher Sprache informieren. Auch viele weitere Beschriftungen, z.B. die Sitzreihennummerierung, blieben in deutscher Sprache erhalten.

 

 

 

 

Bereits weiter oben wurde erwähnt, daß trotz anders lautendem Fahrplan Ende April 2010 mit HSC Karolin nur ein Linda Line-Katamaran im planmäßigen Einsatz anzutreffen war. Dennoch konnte auch "Merilin" in Aktion beobachtet werden. Am 21.04.2010 war das Schiff mit langsamer Fahrt in der Bucht vor Tallinn unterwegs. Welchen Hintergrund diese Fahrten hatten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Noch eine Anmerkung für den Personenkreis, der sich über die Helgoland-Schiffe hinaus auch für Fährschiffe im allgemeinen interessiert: Im Hintergrund liegen die Tallink-Fähren "Superfast VII" und "Superfast VIII", die bis Ende des Jahres auf der Route Rostock-Helsinki eingesetzt und somit auch in Deutschland ein regelmäßiger Gast waren. Der Verkehr wurde zum Jahresende 2009/2010 eingestellt und die Schiffe in Tallinn aufgelegt. Links am Bildrand ist darüber hinaus mit der "Vana Tallinn" ein weiteres aufgelegtes Tallink-Schiff zu erkennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Typisch Helsinki:

 

 

HSC Karolin dreht vor dem Makasiini Terminal und macht sich auf den Weg nach Tallinn (22.04.2010).

 

 

Im Hintergrund dient der Dom als imposante Kulisse, das Wahrzeichen der finnischen Hauptstadt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick vom Achterdeck des HSC Karolin.

 

 

 

So ändern sich die Zeiten:

 

Aus "Polarstern" wurde "Karolin" und statt Schwarz-Rot-Gold weht nun Blau-Schwarz-Weiß am Mast.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13. April 2010 - Hooksiel-Termine für M/S Helgoland

 

Zwischenzeitlich wurden die Hooksiel-Termine für die aktuelle Helgoland-Saison festgelegt:

Abfahrt jeweils 9:30 Uhr. Der Buszubringer ab Wilhelmshaven startet an diesen Tagen wie in den letzten Jahren um 9:00 Uhr (Helgolandkai).

 

Damit hat sich Anzahl der Hooksiel-Termine gegenüber dem Vorjahr von fünf auf vier reduziert.

 

 

 

2. April 2010 - Historische Funde auf Usedom

 

Durch den Tod von Kapitän und Reeder Cassen Eils wurde Anfang dieses Jahres in zahlreichen Medien wiederholt auf seine Verdienste im Helgoland-Verkehr hingewiesen. In den Abrissen über die Geschichte der Reederei Cassen Eils stößt man immer wieder unweigerlich auf seine legendären Schiffe, die er im Helgoland-Verkehr zum Einsatz brachte. Was wurde aus den Schiffen der frühen Nachkriegs-Geschichte Helgolands, z.B. der "Atlantis", dem ersten Neubau der Reederei Cassen Eils aus dem Jahr 1956?

 

Das Schiff - oder leider muß man wohl korrekter Weise sagen, das, was vom ihm übrig geblieben ist - befindet sich noch in deutschen Gewässern, allerdings fernab des Roten Felsens. Im letzten Winkel der Insel Usedom wird man fündig. Dort liegt die ehemalige "Atlantis" versteckt an einem baufälligen Anlegesteg bei Netzelkow im Achterwasser des Peenestroms (Foto links).

 

Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß die "Atlantis" bis 1972 im Besitz von Cassen Eils war. In dieser Zeit wurde das Schiff zwei Mal verlängert. Bis 1970 setzte Eils das Schiff im Helgoland-Verkehr und auch als Butterschiff ein, danach erfolgte die Vercharterung an die Reederei Hansa Linien, die das Schiff zwischen Kappeln und Sønderborg in Fahrt brachte. 1972 ging das Schiff dann in den Besitz einer dänischen Reederei über. Das Schiff trug nun den Namen "Atlantis II", neuer Heimathafen wurde Panama. An dem Einsatz für Hansa Linien zwischen Kappeln und Sønderborg änderte sich aber nichts. Im Jahr 1996 ging die Reederei Hansa Linien in Konkurs und die "Atlantis II" wurde in Netzelkow aufgelegt. Im Jahr 1999 sank das Schiff am Anleger in Netzelkow. Das Schiff wurde zwar kurze Zeit später gehoben, zurück blieb aber quasi ein Wrack, so daß eine Wiederaufarbeitung des Schiffes nicht realistisch erscheint. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Detailbilder verdeutlichen den desolaten Zustand des Schiffes (Foto links). Die abblätternde Farbe des Schornsteins (Foto rechts) bringt Historisches ans Tageslicht: Noch ziert das "H" der Hansa Linien den dunkelgelben Streifen, doch am hinteren Bereich des Schornsteins gibt der fehlende Lack die alten Reederei-Farben von Cassen Eils wieder frei. Deutlich ist der dünne Streifen mit dem für die Reederei Eils so charakteristischen hellblauen Farbton zu erkennen. Darüber sind auch noch ansatzweise Reste der weißen und schwarzen Eils-Streifen zu erahnen.

 

 

 

 

 

 

Damals hochmodern:

 

Die "Atlantis" von 1956 -  Fester Bestandteil und Sinnbild des Aufschwungs des Helgoland-Verkehrs nach dem Wiederaufbau der Insel.

 

Wie doch die Zeit vergeht!

 

(Sammlung A. David)

 

 

 

 

 

 

Wer sich nach Usedom begibt, wird derzeit noch an anderer Stelle in der Helgoland-Geschichte fündig, genauer gesagt in Peenemünde.

 

Im Hafen von Peenemünde trifft man auf das ehemalige Helgoland-Schiff "Kloar Kimming" (Foto links), vielen sicherlich besser bekannt unter dem Namen "Pidder Lyng". Zwar macht das Schiff noch einen attraktiven Eindruck und ist damit vom Zustand der Netzelkower "Atlantis" weit entfernt, nach dem erfolglosen Einsatz von Bremerhaven in der Saison 2007 erscheint aber eine Rückkehr in den Helgoland-Dienst fraglich. Auch auf den Stammrouten früherer Jahre von Nordfriesland zum Roten Felsen erfolgte seit 2007 keine Reaktivierung des Schiffes. Daher muß man aktuell von einem ehemaligen Helgoland-Schiff sprechen. Im Jahr 2008 wurde die "Kloar Kimming" für die Firma PROKON NORD zum Wohnschiff für den Einsatz auf dem Offshore-Testfeld "Alpha Ventus" umgebaut. Die Aufnahme der Arbeiten am Testwindpark verzögerten sich jedoch erheblich, und so endete der Einsatz als Wohnschiff bereits nach nur einem Monat im Herbst 2008. Inzwischen ist das Schiff wieder in seinen ursprünglichen Zustand als Seebäderschiff zurückgebaut worden und wartet auf neue Aufgaben. Hinter dem Vorschiff der "Kloar Kimming" sind übrigens die Aufbauten der "Adler-Dania" zu erkennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Aussehen des Schiffes unterscheidet sich quasi nicht von jenem während der letzten Helgoland-Saison im Jahr 2007. Fast alle Spuren des Umbaus zum Wohnschiff wurden wieder entfernt. Nur vereinzelt findet man noch Stellen, die auf diesen Einsatz hindeuten. So wurde beispielsweise der Schriftzug "PROKON NORD" am Schornstein nur rudimentär mit weißer Farbe abgedeckt (Foto links). Den Schriftzug "RESCUE ZONE" einschließlich des gelben Warnstreifens über den Helgoland-Pforten ließ man komplett bestehen (Foto rechts).

 

 

 

Die "Kloar Kimming" wurde im Jahr 1972 unter dem Namen "Westerland", wie so viele ehemalige Helgoland-Schiffe, von der HADAG in Dienst gestellt. Für HADAG-Experten ist daher vielleicht auch noch nebenstehendes Foto von Interesse: Es zeigt mit der "Adler-Vineta" ein weiteres ehemaliges HADAG-Schiff. Unter dem Namen "Adolph Schönfelder" wurde es 1981 in Betrieb genommen. Als "Eierlegende Wollmichsau" konzipiert, sollte es von der Elbe bei Lüneburg bis Helgoland für alle Einsätze gewappnet sein. Ein planmäßiger Einsatz im Helgoland-Verkehr erfolgte aber nicht. Am Karfreitag des Jahres 2010 liegen beide ehemaligen HADAG-Schiffe direkt hintereinander am Hafenkai von Peenemünde in der Mittagssonne und warten auf neue Aufgaben.

 

 

 

 

20. März 2010 - Werftaufenthalte

 

In den Wochen vor dem Saisonstart sind die Helgolandschiffe regelmäßig zu Werftaufenthalten außerhalb ihrer normalen Einsatzgebiete anzutreffen.

 

Dazu einige Kurzmeldungen:

 

 

5. März 2010 - Fahrplanvorschau 2010

 

 

Auch wenn sich der Winter nur schwer verabschieden will in diesem Jahr, laufen die Vorbereitungen für die neue Helgoland-Saison. In diesen Wochen versuchen die Insel Helgoland und die Reedereien traditionell, auf Reisemessen neue Kundschaft anzusprechen. Die größte deutsche Reisemesse in Berlin steht zwar noch bevor, aber auch in Hamburg war die Insel vertreten. Zwischen dem 10. und 14. Februar präsentierte sich die Gemeinde Helgoland auf der REISEN 2010 gemeinsam an einem Stand mit der Reederei Helgoline, der Fähre Rømø-Sylt und dem Hotel Rickmers Insulaner. Die Reederei Cassen Eils war zudem mit einem eigenen Stand vertreten, auf dem neben den Helgoland-Fahrten auch für die Touren nach Neuwerk geworben wurde. Auch wenn durch die Informations- und Buchungsmöglichkeiten im Internet die Bedeutung von Reisemessen abgenommen hat, so stellen diese Veranstaltungen immer noch eine gute Möglichkeit dar, sich mit Informationen und Prospektmaterial über die Insel und die Wege dorthin zu versorgen.   

 

Die im Helgolandverkehr tätigen Reedereien haben ihre Fahrpläne für 2010 schon seit längerer Zeit online veröffentlicht. Demnach bleiben Überraschungen, wie z.B. Reaktivierungen eingestellter Strecken, aus. Zwar wabern immer wieder nebelhafte Gerüchte um die Rückkehr der "Kloar Kimming" in den Helgoland-Dienst durch das Netz, offizielle Statements liegen dazu aber nicht vor.

 

Die Fahrplan-Veränderungen zum Vorjahr fallen kaum ins Gewicht. So sind es mit der "Atlantis" ab Cuxhaven, der "Funny Girl" und der "Lady von Büsum" ab Büsum sowie der "Helgoland" ab Wilhelmshaven wieder vier Seebäderschiffe, die die Insel anlaufen. Zudem kommt mit dem "Halunder Jet" die Schnellverbindung ab Hamburg, Wedel und Cuxhaven, die den Hauptanteil des Passagieraufkommens trägt. Der "Halunder Jet" startet bereits am 27. März in die Saison, das ist eine Woche früher als im Vorjahr. Dies gilt exakt auch für die "Funny Girl" (Saisonstart am 1. April). Die "Lady von Büsum" nimmt am 24. März den Betrieb auf, auch dies ist ein paar Tage früher als im Vorjahr. Die "Atlantis" fährt, wie einst die "Wappen von Hamburg", unverändert zwischen dem 1. Mai und 30. September unter FRS-Regie zum Roten Felsen. Bleibt noch die Wilhelmshaven-Verbindung. Hier wurden die Verkehrstage im letzten Jahr deutlich reduziert. Das ist in diesem Jahr so drastisch nicht der Fall, jedoch wird die ohnehin schon sehr kurze Saison noch einmal um drei Tage verringert (18. Juni bis 18. September). Von Bremerhaven wird unverändert eine Busverbindung nach Cuxhaven zur "Atlantis" angeboten.    

 

 Nachfolgend eine Übersicht der Fahrpläne im Detail:

 

 

Hamburg - Wedel - Cuxhaven - Helgoland mit Katamaran HSC Halunder Jet

 

Täglich vom 27.03. bis 24.10.2010,

jedoch nicht am 01.06.2010

 

Hamburg ab 09:00 Uhr

Wedel ab ca. 09:40 Uhr

Cuxhaven ab ca. 11:30 Uhr

Helgoland an ca. 12:45 Uhr

 

Helgoland ab 16:30 Uhr

Cuxhaven an ca. 17:45 Uhr

Wedel an ca. 19:30 Uhr

Hamburg an ca. 20:15 Uhr

 

Achtung - am Dienstag, 1. Juni 2010 verkehrt der "Halunder Jet" nicht. Auf der Helgoline-Homepage fehlt dieser Hinweis!!!

 

 

Zusatzfahrten Cuxhaven - Helgoland (Mittagstour):

 

Helgoland ab ca. 13:00 Uhr

Cuxhaven an ca. 14:15 Uhr

 

Cuxhaven ab ca. 14:30 Uhr

Helgoland an ca. 15:45 Uhr

 

Termine:

 

Cuxhaven - Helgoland mit Seebäderschiff  M/S Atlantis

 

Täglich vom 01.05. bis 30.09.2010

 

Cuxhaven ab 10:30 Uhr

Helgoland an ca. 12:50 Uhr

 

Helgoland ab 16:20 Uhr

Cuxhaven an ca. 18:30 Uhr

 

 

 

Informationen über eine Sonderfahrt zum Helgoländer Inselfest liegen derzeit nicht vor.

 

  

 

 

 

Bremerhaven - Helgoland mit Buszubringer nach Cuxhaven

 

KEINE Direktverbindung im Jahr 2010.

Täglich vom 01.05. bis 30.09.2010

Buszubringer zur M/S Atlantis nach Cuxhaven (s.o.):

 

Bremerhaven  Seebäderkaje ab 09:15 Uhr

Cuxhaven Fährhafen an ca. 10:10 Uhr

 

Cuxhaven Fährhafen ab ca. 18:40 Uhr

Bremerhaven Seebäderkaje an ca. 19:45 Uhr

 

 

 

Büsum - Helgoland mit Seebäderschiff  M/S Funny Girl

 

 

 

 

Täglich vom 01.04. bis 10.10.2010

 

Büsum ab 09:30 Uhr

Helgoland an ca. 12:00 Uhr

 

Helgoland ab 16:00 Uhr

Büsum an ca. 18:30 Uhr

 

 

 

 

 

 

Wilhelmshaven - Helgoland mit Seebäderschiff  M/S Helgoland

 

Täglich vom 18.06. bis 18.09.2010

 

Wilhelmshaven ab 09:00 Uhr

Helgoland an ca. 12:00 Uhr

 

Helgoland ab 16:00 Uhr

Wilhelmshaven an ca. 19:15 Uhr

 

In der Saison 2009 wurden Mittwochs zeitweise Fahrten ab Hooksiel in das Programm genommen. Auch für 2010 sind einzelne Fahrten vorgesehen.

 

 

  

Büsum - Helgoland mit Seebäderschiff  M/S Lady von Büsum

 

 

 

Täglich außer Montags vom 24.03. bis 27.10.2010

 

Büsum ab 09:15 Uhr

Helgoland an 12:15 Uhr

 

Helgoland ab 15:45 Uhr

Büsum an 18:45 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

Abschließend noch der obligatorische Blick auf die Fahrpreisentwicklung (Preisgrundlage Erwachsener):

 

Eine Tagesrückfahrt mit dem "Halunder Jet" kostet im Jahr 2010 in der Preiskategorie C von Hamburg 76,70 EUR (Jet Class) bzw. 102,90 EUR (Comfort Class). Dies ist eine Erhöhung von 1,90 EUR in der Jet Class bzw. von 2,30 EUR in der Comfort Class gegenüber der Saison 2009. Ähnlich verhält es sich auch bei der "Atlantis". Hier kostet die Tagesrückfahrt von Cuxhaven in der Kategorie B mit 38,90 EUR nun 90 Cent mehr als 2009. Der Buszubringer von Bremerhaven wurde von 6,- auf 7,- EUR erhöht. Der Aufschlag für Mehrtagesgäste des "Halunder Jet", die an den Tagen mit Mittagstour diese auf die Haupttour umbuchen möchten, wurde auch erhöht, und zwar von 8,- auf 10,- EUR. Cassen Eils verlangt auf der Büsum-Route im Jahr 2010 37,- EUR, das ist 1,- EUR mehr als im letzten Jahr. In Büsum scheint man sich unverändert einig zu sein, denn so sieht es auch bei Rahder aus: 35,- EUR in 2010 anstatt 34,- EUR im Vorjahr. Einzig auf der Wilhelmshaven-Route mit M/S Helgoland verzichtet man auf eine Fahrpreiserhöhung: Der Preis liegt unverändert bei 36,50 EUR. 

 

Generell kann man feststellen, daß die deutliche Fahrpreiserhöhung im Jahr 2008, die mit den stark gestiegenen Treibstoffkosten gerechtfertigt wurde, trotz wieder gesunkener Brennstoffpreise im letzten Jahr nicht zurückgenommen wurde. Im Gegenteil - die Fahrpreise ziehen im Jahr 2010 bis auf die Wilhelmshaven-Verbindung erneut an. 

 

 

 

6. Januar 2010 - Trauer um Cassen Eils

 

Kapitän und Reeder Cassen Eils ist tot. Somit startet die Chronik des Seebäderverkehrs zur Insel Helgoland mit einer traurigen Nachricht in das Jahr 2010. Eils starb an den Folgen einer schweren Krankheit am 6. Januar 2010 im Alter von 86 Jahren in Cuxhaven.

 

Cassen Eils eröffnete als erster Reeder nach der Wiederfreigabe der Insel Helgoland 1952 eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen dem Festland und dem Roten Felsen und muß daher als Pionier des Helgolandverkehrs in der Nachkriegsära angesehen werden. Noch heute, also fast sechs Jahrzehnte später, ist die Reederei eine feste Größe im Helgoland-Verkehr. Keine andere Reederei kann nach dem Wiederaufbau der Insel auf eine so lange Tätigkeit im Helgoland-Verkehr zurückblicken. Der Name Cassen Eils war und ist somit untrennbar mit dem Seebäderverkehr zu Deutschlands Hochseeinsel verbunden.

 

Cassen Eils wurde am 4. Juli 1923 auf Norderney geboren. Im Alter von 20 Jahren erhält er das Steuermannspatent und ist im Zweiten Weltkrieg Schiffsführer von Kriegstransportern im Mittelmeer. 1948 erhält er das AG-Patent (Kapitän auf großer Fahrt). In der Nachkriegszeit führte er erste Ausflugsfahrten an der Nordseeküste durch. Zusammen mit dem ebenfalls aus Norderney stammenden Kapitän Ludwig Gent Visser gründete er die Reederei "Eils + Visser". Als am 1. März 1952 die Freigabe der Insel Helgoland zur Wiederbesiedlung erfolgte, war Cassen Eils ein Mann der ersten Stunde. Früh erkannte er das Potential für einen aufkeimenden Tourismus auf der noch völlig zerstörten Insel, die zudem für den Wiederaufbau über den Seeweg auch mit großen Mengen an Fracht zu versorgen war. Eils und Visser hatten dafür bereits im Jahre 1951 den damals mit 57 Jahren schon recht betagten Schraubendampfer "Rudolf" erworben und ihn zum Motorschiff umbauen lassen. Am 15. Juni 1952 lief M/S Rudolf zum ersten Mal von Cuxhaven aus den Roten Felsen an. Auf der Brücke stand Kapitän Cassen Eils höchstpersönlich. 1954 befuhr Cassen Eils erstmalig auch die Route von Büsum nach Helgoland, die sich später als seine Stammroute herausstellen sollte. Nach dem Tod von seinem Partner Ludwig Gent Visser im Jahre 1955 führte Eils die Reederei allein. Weitere Meilensteine waren die Indienststellung seines ersten Neubaus, der legendären "Atlantis" am 7. Juni 1956, der am 16. Mai 1961 die Inbetriebnahme der nicht minder legendären "Seute Deern" folgen sollte. Mit der "Fair Lady" und der "Funny Girl" folgten weitere Neubauten, die den Helgolandverkehr prägten und teilweise bis heute auf Kurs Helgoland gehen. Mit dem Ankauf der "First Lady" im Jahr 1983 stieß das bislang größte Schiff zur Flotte. Es ist heute unter dem Namen "Atlantis" auf der Route von Cuxhaven nach Helgoland im Einsatz, nachdem die "Wappen von Hamburg" auf dieser Strecke unrentabel geworden war. Mit M/S Flipper ist die Reederei zudem im Neuwerk-Verkehr tätig. Weiterhin war Eils bis zur Einstellung des Duty-Free-Verkaufs auf See mit seinen Schiffen neben dem Helgoland-Verkehr mit Butterfahrten auf der Nord- und Ostsee unterwegs.

 

Wenn man Berichte und Geschichten über Cassen Eils liest, so werden stets seine besonderen Wesenszüge angesprochen, nämlich sich nicht unterkriegen zu lassen, Hindernisse auch in widrigen Situationen aus dem Weg zu räumen und so die Höhen und Tiefen der Schiffahrt erfolgreich zu meistern. Sein Verhältnis zur Insel Helgoland muß ein ganz besonders gewesen sein. Insulaner traf auf Insulaner - man liebte sich nicht, aber man schätzte und respektierte sich. Und so hat Eils mit Helgoland immer mehr verbunden, als nur das rein Wirtschaftliche. Als in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends die Besucherzahlen immer mehr zurückgingen, verschwanden zahlreiche Reedereien aus dem Helgoland-Verkehr, und mehrere Schiffe wechselten die Besitzer. Cassen Eils mit seinen Schiffen blieb aber auch in dieser Zeit eine Konstante im Helgoland-Verkehr. Seine Verdienste um den Wiederaufbau wurden weiter oben bereits angesprochen. Ein besonderes Kapitel in der Reedereigeschichte ist sicherlich auch der Winterverkehr. Außerhalb der Saison ist die Anbindung der Insel eine Herausforderung. Zu der geringen wirtschaftlichen Attraktivität kommen die oftmals widrigen Wetterbedingungen. Cassen Eils war und ist bis heute die Reederei, die den Winterverkehr zur Insel sicherstellt. Es ist verständlich, daß nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache eine besondere Beziehung zwischen Helgoland und Cassen Eils bestand und die Insel sein Engagement in Hinblick auf eine ganzjährige Schiffsanbindung zu schätzen wußte.   

 

Cassen Eils stand bis ins hohe Alter häufig selbst auf der Brücke seiner Schiffe und brachte sie sicher nach Helgoland und wieder zurück. Ihm wird nachgesagt, daß er auf See erst so richtig aufblühte, und zwar um so mehr, je höher die Wellen der Nordsee wogten. Historische Fotos der "Atlantis" (rechts) und der "Seute Deern" in meterhohen Wellen kurz vor dem Erreichen der Insel zeugen von derartigen Überfahrten.  

 

Im März 2008 erhielt Cassen Eils aus den Händen von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen das Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk und als Auszeichnung dafür, daß er betriebswirtschaftliche Aspekte häufig der Verbundenheit zur Insel untergeordnet hat. 

 

Aufgrund der Trauerfeier von Cassen Eils am 22. Januar 2010 in Cuxhaven hat die Reederei ihren Helgoland-Fahrplan geändert:

Am Mittwoch, 20.01.2010 fährt die "Funny Girl" planmäßig um 10:30 Uhr von Cuxhaven nach Helgoland. Die Rückfahrt am Donnerstag, 21.01.2010, Helgoland planmäßig ab 8:00 Uhr, fällt jedoch aus, d.h. an diesem Tag gibt es keine Verbindung zum Festland. Am Freitag, 22.01.2010 fährt die "Funny Girl" dafür außerplanmäßig um 8:00 Uhr von Helgoland nach Cuxhaven, die Rückfahrt nach Helgoland erfolgt noch am selben Tag um 17:00 Uhr. Am Samstag, 23.01.2010 verläßt die "Funny Girl" Helgoland bereits um 7:00 Uhr am Morgen, damit um 10:30 Uhr mit der Abfahrt in Cuxhaven wieder in den planmäßigen Takt eingestiegen werden kann. Die Fahrplanänderung erfolgt sicherlich mit dem Hintergrund, daß den Helgoländern die Möglichkeit gegeben werden soll, an der Trauerfeier in Cuxhaven teilzunehmen.

 

Ohne Cassen Eils kann man sich den Helgoland-Verkehr nur schwer vorstellen - und doch wird es nun ohne ihn weitergehen müssen. Die Zukunft wird zeigen, welche Richtung der Helgoland-Verkehr langfristig ohne ihn nehmen wird.

 

 

 

Archiv: News aus dem 2. Halbjahr 2009

 


© 2010  Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 29.06.2010